Freitag, 5. November 2021

Charlys Tante

 Charly hatte 3 ältere Schwestern. Aber er war dennoch allein. Denn seine Mutter war im Alter von 43 Jahren verstorben und sein Vater 3 Jahre später. Aber Charly hatte mehrere Onkel und Tanten. Der älteste Bruder von seiner Mutter war der Onkel Karl. Er hatte in den 1930er Jahren die Berliner Göre Marie geheiratet. Sie war eine Nachfahrin der Hugenotten, die vor einigen Jahrhunderten aus Frankreich vertrieben wurden und nach Preußen kamen. Onkel Karl hatte zwar nur Volksschulbildung, aber durch seinen Fleiß und Intelligenz eine Stellung als Abteilungsleiter in einem Großkonzern bekommen. Während des Dritten Reiches hatten, wie er sich erinnerte, mehrmals Nazi-Bonzen an seine Tür geklopft und gefragt, ob er nicht in die Partei eintreten möchte. Aber er war ein Antifaschist! Das war auch einer der Gründe, warum er nach dem Krieg gleich eine Anstellung bei einem großen Lebensmittelkonzern in Hamburg bekam. Dort in der zerbombten Stadt fand er dennoch eine geräumige 2 Zimmer-Wohnung mit Bad und Balkon.

Aber seine Frau Marie, für Charly war es Tante Mary, konnte nicht schwanger werden. In der Nachbarswohnung wohnte eine Frau Greiner, die Karten legen konnte. Sie sagte zu Tante Mary, dass die Karten ihr bedeuten würden, dass sie doch noch Mutter werden würde. Und dieses Kind war der damals 13 Jährige Charly. Er kam nach Hamburg und zog bei Tante Mary und Onkel Karl ein. So wurde aus Charlys Tante Charlys Ersatzmama. Das war für ihn ein großes Glück, denn nun hatte er wieder ein Zuhause in einer liberalen Familie.