Samstag, 13. Juni 2015

Ein/e Calvinist/in (?)

Johann Calvin, eigentlich Jean Cauvin, wurde am 10.7.1509 in Noyon (Picardie) geboren und starb am 27.5.1564 in Genf. Er hat ähnlich wie Luther und Zwingli als Reformator gewirkt.
Die Schriftstellerin Elke Endraß hat das Buch "Erfolgreich mit Calvin" (Kreuz-Verlag, Stuttgart, 2009) geschrieben. Mit dem Physiker Gerhard Backhaus ergab sich im Jahre 2009 folgender E-Mail-Austausch.
G.B.: Um es vorweg zu sagen: mein Leben ist verlaufen wie eine Achterbahn, aber ich habe immer wieder von Neuem angefangen. Was ich mit meiner Äußerung über mein Calvinistisches Leben gemeint habe, ist folgendes:
Das Träumen begann in der Jugend. Aus einfachen Verhältnissen stammend, wollte ich etwas aus mir machen. Nach dem Abitur dann das Denken: Was kannst Du jetzt alles werden? Also habe ich mich für ein naturwissenschaftliches Studium entschieden, das war das Wagen. Und das Handeln war das Studieren. Aber der Erfolg stellte sich nicht so schnell ein. Mit einem Stipendium von 139 DM pro Monat ausgestattet, musste ich in den Jahren von 1961 bis 1964 Geld hinzuverdienen als Aushilfe auf dem Bau, als nächtlicher Zeitungsverteiler in Hamburg und schließlich als Taxifahrer. Die "Quittung" bekam ich kurze Zeit später: beim Vordiplom fiel ich in Chemie durch! Nach einer kurzen Phase der Besinnung machte ich mich an die Prüfungsvorbereitungen zur Wiederholung heran. Damals gab es 4 Prüfungen (Experimentalphysik, theoretische Physik, Mathematik und Chemie), die alle noch einmal absolviert werden mussten. Um dieses zweite und letzte Mal erfolgreich zu sein, strukturierte ich meinen Tagesablauf neu: Wecken um 6 Uhr, Spazierengehen durch den Park bis 7 Uhr, Frühstück bis 7.30 Uhr, erste Lernphase bis 9 Uhr, kleine Tee Pause und weiter bis 12 Uhr, Mittagessen bei Karstadt in Barmbek und Spazierengehen bis 14 Uhr. Dann Wiederholung des Gelernten bis 16 Uhr, erneute Tee Pause  und Wiederholen bis 18.30 Uhr. Danach Diverses und eiserne Bettruhe um 22 Uhr. Dies habe ich ein 3/4 Jahr durchgehalten und dann alle vier Prüfungen innerhalb von vier Wochen mit der Gesamtnote "gut" absolviert.
Ähnlich bin ich auch mit der Zeit zur Prüfung zum Hauptdiplom vier Jahre später vorgegangen, nur hatte ich da gute Gesellschaft durch meine spätere Frau, die mich auch entsprechend bis zur Promotion 3 1/2 Jahre später begleitet hat. Diplom- und Promotionsnoten waren dann 1,3 bzw. 0,8 (summa cum laude). Durch Beharren habe ich es doch noch zu einem respektablen Abschluss gebracht. Danach habe ich noch einige Jahre in Wissenschaft und Forschung gearbeitet als Assistent des Professors an der LMU München, musste aber ab 1979 mein Geld in der Industrie verdienen. Und da ticken die Uhren eben anders. Ich bin gespannt, ob Sie in dem Geschilderten calvinistische Züge sehen.

E.E.: Ich habe beim Lesen Ihrer Mail ehrfürchtig gestaunt. Alle Achtung!!! Sie sind wirklich ein Musterbeispiel an Disziplin. Calvin hat das kaum besser gekonnt.
Ich bewundere Sie ehrlich, vor allem, dass Sie nie aufgegeben haben, sondern mit viel Fleiß und Durchhaltevermögen Ihre Berufung gelebt haben. Vor allem Ihr Tagesablauf hat mich ganz schön nachdenklich gemacht. Ich finde es so wichtig, dass Sie da auch das Spazierengehen zweimal eingeplant haben. Denn die körperliche Betätigung ist umso wichtiger, wenn man geistig arbeitet. Die meisten vergessen das ...