Sonntag, 21. Juli 2019

Mahatma Gandhi (1870 - 1948)

In der evangelischen Stadtakademie in München  wurden im Sommersemester 2019 mehrere Vorträge gehalten von PD Dr. Renate Syed vom Institut für Indologie und Tibetologie der LMU München über Gandhi im Spannungsfeld von Politik und Spiritualität.
Aus dem Flyer ergibt sich, dass Gandhi eine komplizierte, von Widersprüchen bestimmte Persönlichkeit war, nämlich Rechtsanwalt, Rebell, Aktivist und Politiker, zugleich aber gläubiger Hindu und strenger Asket. Von vielen Indern, die ihn als Verkörperung hinduistischer Ideale und Tradition sehen, wird er tief verehrt, auch wegen seiner Unbeugsamkeit und seines Mutes, die ihn für Jahre in britische Gefangenschaft brachten.
Die altindische Kultur, die im Westen primär als spirituell verstanden wird, kannte eine ausgefeilte Politik- und Kriegstheorie: Der Krieg galt, etwa im Epos Mahabharata, durchaus als die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln. Welche Mittel der politischen Auseinandersetzung wählte Gandhi im Kampf gegen die Briten? Es war das Mittel der Gewaltlosigkeit! Wie stand er jenen gegenüber, die Gewalt als legitim im Kampf gegen die Kolonialmächte betrachteten?
Ähnlich ambivalent wie Gandhi wird die Bagavadgita in und außerhalb Indiens betrachtet.
In der Bagavadgita kristallisierte sich für Gandhi die hinduistische Kultur, mit der er sich stark identifizierte.
Die Gita gilt als Anleitung zum richtigen Leben, Streben, Tun und Sterben, wird aber im Westen gesehen als ein verwerflicher Text, der den Krieg rechtfertigt und die Erfüllung der Pflicht über alle Bedenken stellt.
Gandhi hatte Gegner in der indischen Kriegskaste, die die Befreiung Indiens vom britischen Joch mit Gewalt anstrebten. Hieraus entstammt Lodse, der Gandhi 1948 ermordete und danach selber hingerichtet wurde.