Sonntag, 30. Juli 2017

Nostalgisches von Charly

Dem Spitznamen "Charly" ist nicht direkt zu entnehmen, dass er ein norddeutsches "Gewächs" ist, in einer Kleinstadt an der Wesermündung geboren und in Hamburg aufgewachsen. Irgendwann lernte er eine Stewardess kennen, die sosehr von München schwärmte, dass er seine zweite Studienhälfte eben dort verbrachte. Nach dem Physik-Diplom reichte er ein Paar Semester später seine Dissertation ein, die so gut bewertet wurde, dass ihm eine Stelle als wissenschaftlicher Assistent an der Ludwig-Maximilians-Universität zu München angeboten wurde.
Charly heiratete seine Freundin Sigrid und richtete sich ein gemütliches Zuhause im Landkreis München ein. Das Studium war sehr stressig gewesen und hatte viel Energie gekostet. Daher suchte und fand er bei einem Bauern im sogenannten Pfaffenwinkel nahe dem Hohen Peißenberg im Voralpenland ein kleines Wochenendhäuschen, wo er mit seiner Frau und Freunden gemeinsame Freizeit verbrachte.
Die Bauern mochten den "Stadtflüchtling" gut leiden und luden ihn des Öfteren ein, mit ihnen gemeinsam auf ländliche Festveranstaltungen zu gehen. Es war dann eine Bühne zum Tanzen aufgebaut und eine Blaskapelle spielte bayerische Blasmusik. Drumherum standen Biertische und Holzbänke zum Verweilen. Das Bier schmeckte in der warmen Jahreszeit besonders gut.
Charly durfte am Wochenende die Kühe in den Stall zum Melken führen. Außerdem wurde ihm manchmal ein "Rucksack" umgeschnallt, der eine Vorrichtung zum Bespritzen der Wiesen mit Unkrautvernichtungsmittel besaß.
Es lief auch das zahme Reh Gretel auf dem Bauernhof herum, das allerdings eines morgens vergiftetes Getreide gegessen  hatte und einen qualvollen Tod starb. Der Haushund Struppi war ein Dackel und wurde zur Bekämpfung von tollwütigen Füchsen in den Fuchsbau reingeschickt. Der Jäger wartete am anderen Ausgang des Fuchsbaus mit der Flinte auf die Füchse. Dabei holte sich Struppi oft eine blutende Nase.
Im Winter waren die sanften Hügel für Skilanglauf gut geeignet.
Es war eine erholsame, schöne Zeit. Aber sie ging nach zwei Jahren plötzlich zu Ende, weil der Vermieter des Aussiedlerhäuschens den Mietvertrag aufkündigte.
Was bleibt, sind schöne Erinnerungen an eine nostalgische Zeit im bayerischen Oberland Mitte der 1970er Jahre!