Dienstag, 6. März 2012

Das Ganze

Im Taumel war ein Teil, ein Teil in Tränen/in manchen Stunden war ein Schein und mehr,/in diesen Jahren war das Herz, in jenen/waren die Stürme - wessen Stürme - wer?
Niemals im Glücke, selten mit Begleiter,/meistens verschleiert, da es tief geschah,/und alle Ströme liefen wachsend weiter/und alles Außen ward nur innen nah.
Der sah dich hart, der andre sah dich milder,/der wie er ordnet, der wie zerstört,/doch was sie sahn, das waren halbe Bilder,/da dir das Ganze nur allein gehört.
Im Anfang war es heller, was du wolltest/Und zielte vor und war dem Glauben nah,/doch als du dann erblicktest, was du solltest,/was auf das Ganze steinern niedersah,
da war es kaum ein Glanz und kaum ein Feuer,/in dem dein Blick, der letzte, sich verfing:/ein nacktes Haupt, in Blut, ein Ungeheuer,/an dessen Wimper eine Träne hing.
Gedicht von Gottfried Benn